Gynäkologie und Geburtshilfe – Neuer Chefarzt im Nardini Klinikum Landstuhl

Muayyad Al-Alime mit den Oberärztinnen der Gynäkologie und Geburtshilfe
Muayyad Al-Alime mit den Oberärztinnen der Gynäkologie und Geburtshilfe

Herr Al-Alime, seit 1. Januar 2022 sind Sie Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe in Landstuhl. Wo waren Sie bisher tätig?

Seit 2017 bis zum Wechsel ans Nardini Klinikum bin ich am Caritas Klinikum St. Theresia als Leitender Oberarzt und Stellvertretender Chefarzt der Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde tätig. Ich habe an der Universität Homburg/Saar studiert, war dann am DRK-Krankenhaus Saarbrücken, an der St. Elisabeth Klinik Saarlouis, dann Oberarzt am Caritas-Klinikum Saarbrücken. Meine ersten Erfahrungen in der Pfalz machte ich im MVZ im Evangelischen Krankenhaus in Zweibrücken, wo sich mir dann die Möglichkeit ergab, bis zu dessen Schließung die Stelle als Chefarzt in der Gynäkologie zu übernehmen.

Welche neuen Verfahren werden Sie mit nach Landstuhl bringen?

Allgemein möchte ich die Laparoskopie verstärkt einsetzen. Diese Operationsmethode ist schonender für die Patientin, hat eine kürzere Erholungszeit und einen verkürzten Krankenhausaufenthalt zur Folge. Auf diese Weise kann man beispielsweise bei einer Gebärmuttersenkung das Organ wieder fixieren und benötigt dazu nur kleine Schnitte in der Bauchdecke, durch die mit einem Spezialendoskop operiert wird.

Auch die totale Entfernung der Gebärmutter werden wir in Zukunft laparoskopisch anbieten, das gab es bisher in Landstuhl noch nicht. Auf diese Weise werden wir auch Myome oder Endometriose behandeln. Auch bei Kinderwunsch können wir so überprüfen, ob die Eileiter durchgängig sind.

Was ist Ihnen an Ihrer Arbeit besonders wichtig?

Neben der fachlichen Qualifikation und einer guten Arbeit ist mir das Zwischenmenschliche sehr wichtig. Die Patientinnen sollen sich nicht nur medizinisch, sondern auch menschlich gut aufgehoben und sicher fühlen. Deshalb bin ich gerne Ansprechpartner, sowohl vor einer Geburt beziehungsweise vor einem Eingriff als auch bei der entsprechenden Nachsorge. Die Vertrauensbasis zwischen Patientin und Arzt ist für mich elementar, da sie die Grundlage der Therapie darstellt.

Eines Ihrer Spezialgebiete ist die Urogynäkologie?

Das ist ein Fachgebiet, das ich für sehr wichtig halte. Über Inkontinenzund Senkung spricht man nicht gerne, das ist immer noch ein großes Tabuthema. Frauen akzeptieren da vieles, weil sie denken, es gehöre dazu und sei normal, wenn man älter wird. Sie verlieren dadurch unnötig an Lebensqualität. Für vieles gibt es, nach einer differenzierten Diagnostik, gute Behandlungsmöglichkeiten, man muss hier nicht sofort operieren. Hier liegt mir viel an Aufklärungsarbeit durch Vorträge und Gespräche. Manche Arten der Inkontinenz kann man medikamentös oder durch Übungen, andere operativ behandeln. Wenn eine Operation nötig wird, ist es mir ein Anliegen, dass diese für die Patientin so schonend wie möglich abläuft und sie ihre verlorene Lebensqualität wiedererlangt.

Sie sind aber auch ein Experte in der Behandlung von Brustkrebs?

Ich bin seit vielen Jahren zertifizierter Senior-Mamma-Operateur. Das bedeutet, dass ich als Spezialist im zertifizierten Brustkrebszentrum anerkannt bin. Dazu gehört neben der entsprechenden Qualifikation auch eine große operative Erfahrung.

Zusätzlich zu den Standardoperationen biete ich auch die Entfernung von Brustgewebe unter der Haut mit Sofortaufbau mit Prothesen in einer Operation an. Auch sekundäre Rekonstruktionsoperationen nach Brustentfernung mit Einlage einer Expanderprothese werden angeboten.

Diese Art der Rekonstruktion der Brust am Nardini Klinikum St. Johannis ist neu. Es ist mir wichtig, dass die Patientinnen nach der Behandlung nicht nur mit ihrer Gesundheit, sondern auch mit ihrem Aussehen zufrieden sind. Das gehört für mich auf jeden Fall zusammen. Wenn sich eine Patientin nach einer Brustrekonstruktion wieder selber gerne im Spiegel betrachtet, ist das ein hohes Maß an zurückgewonnener Lebenqualität und Zufriedenheit. Das Selbstwertgefühl erfährt dadurch einen enormen Auftrieb und das ist letztendlich ein wesentlicher Faktor, um die Erkrankung bewältigen zu können und sich dem Leben wieder zuzuwenden.

Wird es auch im Bereich Diagnostik Neuerungen geben, von denen die Patientinnen profitieren können?

Zusätzlich zu den gängigen OP Methoden bei Endometrium- und Vulvakarzinom möchte ich in baldiger Zukunft die Sentinelnodebiopsie nach Markierung mit ICG etablieren. Mit dieser Methode kann der sogenante Wächterlymphknoten, der dem Tumor am nächsten liegt, mit Hilfe eines fluoreszierenden Farbstoffes sichtbar gemacht und gezielt entfernt werden. Dadurch können wir die Anzahl der zu entfernenden Lymphknoten minimieren und die Lymphabflussgebiete schonen, um einen Lymphstau zu vermeiden.

Herr Al-Alime, warum haben Sie sich ausgerechnet für das Fachgebiet Gynäkologie entschieden?

Ich wollte unbedingt operativ tätig sein. Während der Praxisphase des Studiums konnte ich erleben, wie vielfältig und breit gefächert die Gynäkologie ist. In dieser Zeit habe ich mich für diese Fachrichtung entschieden und es bisher keinen Tag bereut. Es ist ein interessantes herausforderndes Fachgebiet, das sich immer weiterentwickelt und in dem ich mich gerne fortbilde und mir neue Techniken und Standards aneigne, um auf der Höhe der Zeit zu bleiben. Zu der Zeit als ich ausgebildet wurde, musste ich in allen Bereichen alles können. Das kam mir sehr zugute, dadurch konnte ich schon bald leitende Funktionen übernehmen. Einige Lieblingsgebiete haben sich dann mit der Zeit herauskristallisiert.

Sie wurden 1968 in Kuwait geboren, weshalb kamen Sie nach Deutschland?

Ich bin dort mit sieben Geschwistern aufgewachsen. Ich wollte schon als Kind Arzt werden, solange ich denken kann. Mein Vater gab den Ausschlag, er sagte, zum Medizinstudium solle ich am besten nach Deutschland gehen. Deutschland als Studienort, das steht zu Hause für Qualität. Ursprünglich wollte ich auch nur zum Studium kommen. Aber dann habe ich mich verliebt, zuerst in die Gegend und dann in meine Frau. Wir leben mit unseren drei Kindern sehr gerne im Saarland. Wir lieben die Landschaft, die Menschen, alles ist sehr angenehm, freundlich und bodenständig.

Warum haben Sie sich entschieden die Stelle hier in Landstuhl anzutreten?

Ich habe mich hier gleich sehr willkommen und wohl gefühlt. Meine Vorgängerin, Frau Dr. Monika Mader, kenne und schätze ich schon lange. Man arbeitet hier nach den aktuellen Standards. Frau Dr. Mader hat hier in den 20 Jahren ihrer Tätigkeit eine qualitativ hochwertige Arbeit geleistet und ein professionelles Team aufgebaut, das Kompetenz und Menschlichkeit miteinander verbindet. Ich freue mich sehr darauf, Teil dieses Teams zu werden, um mit den Kollegen gemeinsam die Abteilung weiterzuentwickeln.

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